The Klezmer Connection
Vorab zur Information:
"The Klezmer Connection" in der ursprünglichen Form gibt es nicht mehr. Manchmal heisst sie jetzt "Klezmer Connection" und besteht aus Georg Winkler, Hubert Kellerer und Peter Aradi.
MEIN STATEMENT
Ich möchte am Anfang einige Dinge klarstellen die mir sehr wichtig sind:
Warum erzähle ich die Geschichte von TKC?
- Weil es ein sehr wichtiger Teil meines künstlerischen Lebens ist
- Weil es für mich eine Art Therapie ist sie niederzuschreiben
- Weil ich es als wichtig erachte die Hintergründe der Bandgeschichte darzustellen (für Menschen die es interessiert, die TKC kennen und die mich auch danach gefragt haben)
Was ich erzähle ist NICHT "objektiv" - es ist zu 100% SUBJEKTIV, mit anderen Worten: Aus MEINER Perspektive erlebt und erzählt. Es ist so wie ich es wahrgenommen und erlebt habe, dadurch geprägt von meinem Wesen, meinen Gefühlen, Problemen und Konflikten die ich in der Band hatte, von den Lebensphasen in denen ich mich befand. Ich erhebe keinen Anspruch auf so etwas wie "Wahrheit" denn ich denke es gibt so viele unterschiedliche Realitäten wie es Menschen gibt.
Andere Bandmitglieder würden die Geschichte anders erzählen, so wie sie sie erlebt haben.
Es geht mir NICHT darum jemanden "schlecht zu machen". Doch ist es für mich wichtig und an der Zeit, ganz klar Stellung zu beziehen, zu Themen, die in meinem Leben auf der künstlerischen und auch sozialen Ebene eine Rolle spielen.
Ich bemühe mich neben meiner ganz subjektiven Wahrnehmung (die sich vor allem auf der emotionalen Ebene abspielt) ebenso den nüchternen Blick "von aussen/von oben" einzunehmen, mir selbst auch den Spiegel vorzuhalten, denn: Ich bin ja Teil der Geschichte, habe sie mitgestaltet und somit auch mitzuverantworten.
Ich werde in Form von einzelnen Episoden versuchen, das zu beschreiben was für mich selbst entscheidende Momente für die Schwierigkeiten auf menschlicher Ebene waren. Diese Episoden stellen immer temporäre Ereignisse dar und sind in der Zeit zwischen 2001 und 2016 passiert. Wir hatten in dieser Zeit überwiegend gute Phasen, oft mehrere Jahre in denen es keine gravierenden Konflikte gab.
The Klezmer Connection (TKC)
Meine persönliche Geschichte als Mitglied der KC beginnt im Jahr 2000, als ich eines Tages einen Anruf erhielt. Der damalige Percussionist der Band, G. K., sagte mir dass die Band, die damals "Klezmorim" hiess, einen Percussionisten suche weil er sich als solcher zurückziehen wollte, und ob ich Interesse an dieser Aufgabe hätte. Ich bat ihn um Tonmaterial damit ich mir ein Bild der Musik machen könnte.
Die damalige Besetzung von Klezmorim war:
S. - voc
Marion - voc/git
Georg - kla
Doris - ce
Peter - bass
G.K. - perc
...was mir beim Hören der Musik auffiel war, dass die Kombination der beiden Frauestimmen sehr schön und stark war und das Bild der Musik stark prägte.
Hingegen war die rhythmische/harmonische Komponente eher noch schwach weil Marion mit der akustischen Gitarre es einfach schwer hatte das Gesamtkonstrukt zu "tragen". Ich beschloss daher, mich nicht nur als Percussionist einzubringen (ich war damals schon der Meinung dass ethnische Percussion in der Klezmerstilistik doch ziemlich langweilig ist) sondern auch als 2. Gitarrist.
So ging ich zur ersten Probe, ausgerüstet mit einer Darabucca und meiner Gitarre, und erklärte recht selbstbewusst dass ich der Meinung war dass die Band eher einen zusätzlichen Gitarristen brauche als einen Percussionisten.
Nachdem es keinen offensichtlichen Widerstand gegen diese Funktion gab begann so meine Karriere in der Band. Die Stilistik war damals geprägt von jiddischen und einigen hebräischen Liedern und andererseits auch instrumentalen Klezmerstücken. Unsere Interpretationen waren aus heutiger Sicht recht brav und sehr ethnisch-traditionell - ein gutes Terrain um sich musikalisch weiterzuentwickeln (was wir dann auch taten).
Die 1 Krise: Der Abschied von S.
Ich möchte zuerst etwas über S. erzählen um den Hintergrund verständlicher darzustellen.
S. war schon damals eine starke Persönlichkeit mit einer starken Stimme. Ihr Hintergrund ist der klassische Gesang, speziell die Kirchenmusik, und so war naturgemäss ihre Stimmfarbe eher "klassisch" geprägt. S. hat jüdische Wurzeln die sie zu dieser Zeit aktiv zu suchen und zu leben begann, speziell in der Musik. Sie versteht es auf der Bühne eine starke Präsenz aufzubauen und den Fokus dadurch sehr auf sich zu ziehen - eine grossartige Fähigkeit.
Durch diese ihre starke Präsenz stellte sie (für mein Gefühl) den Mittelpunkt auf der Bühne dar - natürlich als Hauptsängerin (diese sind wenn vorhanden fast immer der Mittelpunkt) und eben durch die Bühnenenergie die sie aufzubauen versteht.
Dadurch dass wir in der Situation waren, sogar 2 Sängerinnen zu haben, hat sich der Fokus umso mehr auf diese konzentriert - gemeinsam waren Marion und S. einfach sehr stark - und das Programm war dementsprechend auch zu einem guten Teil auf Lieder aufgebaut.
Nach einiger Zeit die ich in der Klezmer Connection verbracht hatte begann Georg, S. in Frage zu stellen. Er tat das nicht "offiziell", d.h. er stellte es nicht als Thema in der Gruppe dar, sondern in Einzelgesprächen, vor allem mit mir und Marion. Die Argumentation war vor allem dass S.'s "klassischer Stimmklang" nicht so gut zu unserer Stilistik passen würde. Das ging eine Zeit immer wieder so dahin. Und das Argument, dass S.'s klassische Stimme suboptimal für eine Klezmer-Band wäre hatte natürlich auch für mich eine gewisse Berechtigung und evtl. auch für Marion, die damals noch nicht soviel musikalisches Selbstbewusstsein hatte und dadurch ein wenig im Schatten von S. stand. Um es genauer zu beschreiben wie das Ganze ablief: Georg sagte nie er wolle S. aus der Gruppe draussen haben - sie war ja immerhin ein Gründungsmitglied und ich denke dass Georg spürte dass er ein solches nicht einfach offiziell in Frage stellen kann. Es war ein immer wiederkehrendes Opponieren gegen sie, und das nicht ihr, sondern Marion und mir gegenüber. Es gab keine konstruktiven Gedanken darüber wie man an der Situation arbeiten und sie verbessern könnte.
S. hat die Band damals (aus eigener Initiative) verlassen.
Mir wurde sehr bald bewusst dass das was Georg mit S. gemacht hatte schlicht Mobbing war. Mobbing mit der Akzeptanz (und somit Mithilfe) von mir und Marion. Ich kann für meinen Teil sagen dass ich damals einfach nicht damit rechnete dass so etwas passieren würde weil ich Georgs Persönlichkeit noch viel zu wenig kannte. Ich habe es einfach nicht erkannt und es deshalb mitgetragen - indem ich nicht dagegen Einspruch erhoben und eine klare Thematisierung unter fairen Bedingungen eingefordert habe in der die Standpunkte klar zur Sprache kommen und Jede/r den Raum hat dazu Stellung zu beziehen.
Der erste Crash zwischen Georg und mir:
Wir arbeiteten nun also in der veränderten Besetzung (Doris war aus persönlichen Gründen schon vor S. aus der Band gegangen) mit dem neu hinzugekommenen Akkordeon - damit veränderte sich auch mein Instrumentarium: Ich wechselte ans Schlagzeug weil durch das Akkordeon mehr "Power" in unsere Musik kam und ein stärkeres Rhythmusinstrument dadurch möglich wurde.
Ich machte mir in dieser Zeit viele Gedanken über das wie ich TKC sehe, was für Möglichkeiten wir hätten etc. - also eine Art Vision von der Band und ihrer Musik.
Und so bat ich die Bandmitglieder zu einer Besprechung und stellte ihnen meine Vision vor:
Ich würde unsere Besetzung um noch ein Instrument erweitern. Eines, das die Melodie der Klarinette unterstützt und mittragen und gleichzeitig auch eine solistische Funktion erfüllen könnte. Meine Idealvorstellung war eine Violine - weil die Violine in der Klezmermusik eine sehr wichtige Rolle spielt, weil sie mit ihrem Klang "sprechen" kann, ähnlich der Klarinette. Zudem betrachtete ich Georg und Hubert nicht als die idealen "Solisten" (was für mich keine Wertung darstellte - ich bin selbst z.B. völlig ungeeignet als Solist).
Dieser Vorschlag wurde dann also in der Gruppe diskutiert und argumentiert - mit dem Ergebnis dass der Vorschlag von 3 Mitgliedern abgelehnt wurde. Was an sich eine ganz normaler Prozess in einer Band ist. Was mich aber auf Grund meiner immer noch sehr geringen Erfahrung und dadurch ungeschützt völlig erschüttert hat war die Energie mit der Georg "argumentierte" und die er in seine Sprache legte. Ich kann sie nur als brutal und zerstörerisch bezeichnen, nicht konstruktiv, nicht auf den Dialog bedacht und dadurch im Austausch mit anderen Meinungen. Er hat mich einfach rethorisch zerlegt und niedergebügelt. Das Ergebnis dieses Abends war, dass ich, als alle ausser Marion gegangen waren, dasass und mit die Tränen runterliefen (und ich konnte es mir in diesem Moment auch nicht wirklich erklären). Marion hat mich da sehr verstanden weil sie es glaube ich ähnlich empfand und mich getröstet.
An dieser Stelle ist es nun Zeit einen ganz entscheidend wichtigen Punkt in der Geschichte von TKC zu erklären:
Die Persönlichkeitsstruktur von Georg:
Natürlich ohne Anspruch auf Wahrheit denke ich geprägt durch die Erfahrungen der letzten 18 Jahre, dass Georg eine sehr stark narzisstische Persönlichkeitsstruktur hat in der es naturgemäss auch manchmal starke narzisstische Störungssymptomatiken gibt.
Ich möchte hier nicht grundsätzlich die narzisstische Persönlichkeit erklären denn dieses Thema füllt Bücher und ich bin auch nicht befähigt das zu tun. Ich werde nur anhand von beschriebenen Situationen immer wieder die für Narzissten typischen Verhaltensmuster und Eigenschaften anführen.
Anhand der vorhin beschriebenen ersten 2 Episoden zeigt sich ein sehr wesentlicher Punkt des Narzissten:
Er steht im Mittelpunkt. Die Welt dreht sich um den Narzissten. Mit anderen Worten: Es findet eine Selbstüberhöhung statt.
Das Problem ist manchmal dass es schwierig ist wenn es neben ihm noch jemand anderen gibt der ebenfalls stark ist. Es kann dann gutgehen wenn der Narzisst sich nicht dadurch in seiner Einzigartigkeit bedroht fühlt (und man einer Meinung mit ihm ist, ihn also bestätigt). Sobald das aber der Fall ist (die Bedrohung der Einzigartigkeit) gibt es, soweit ich es bis jetzt erfahren habe, für den Narzissten 2 Möglichkeiten damit umzugehen:
Kampf/Vernichtung oder Negierung
Im Fall von unserer Sängerin S. war es Vernichtung - auf recht geschickte Art und Weise weil eben nicht in der direkten Konfrontation mit dem bedrohlichen Gegenüber (S.) sondern dadurch, Koalitionen (Georg-Marion, Georg-Bernie) gegen sie zu schmieden und sie damit im Endeffekt aus der Band zu drängen - was ja auch funktioniert hat.
Im Fall von mir war es Angriff. Ich denke weil eben mein damaliger Vorschlag jemanden dazuzunehmen der/die eine vergleichbare Wichtigkeit und Funktion wie Georg hätte (Melodieträger und zudem Solist und dadurch oft sehr im Fokus auf der Bühne) ihn bedroht hat. Derartiges wird von Narzissten naturgemäss nicht in einer Selbstreflexion betrachtet (dann wären sie keine Narzissten), sondern mit anderen, "sachlichen" Argumenten bekämpft bzw. "wegdiskutiert" (weil er es ja nicht negieren/ausblenden kann).
Ich habe an diesem Abend meine "Naivität" Georg gegenüber verloren und war ab diesem Zeitpunkt gewarnt vor allzu heiklen Diskussionsthemen. Ich hatte erfahren dass Georg in Diskussionen nicht mit "fairen Mitteln" kämpft, dass er eine andere "Ethik" in Auseinandersetzungen hat als ich sie habe. Georg entwickelt in Diskussionen, in denen er sich entweder bedroht oder nicht verstanden fühlt , eine "energetisch" ziemlich brutale Art - er zerstört Dich verbal mit dieser Energie - ohne Beschimpfungen o.ä. aber durch die Art und Weise wie er etwas sagt in solchen Momenten.
Und in meiner Wahrnehmung war er darin absolut von der Richtigkeit seines Tuns überzeugt und insofern auch zufrieden, gleichzeitig frei von Empatie für sein Gegenüber.
Mir ist bewusst dass diese Beschreibung sehr abstrakt ist und es ist auch schwierig zu vermitteln - aber Jede/r der das schon einmal erlebt hat wird wissen was ich meine und wie sich so etwas anfühlt.
In der darauffolgenden Zeit nahmen die Spannungen innerhalb der Gruppe massiv zu - auch dadurch dass ich einen langen Brief an die Band schrieb in der ich Georg ziemlich frontal angriff (ich kann mich nicht mehr genau erinnern aber ich weiss dass ich doch sehr schonungslos und direkt war und aus seiner Sicht sicherlich ungerecht).
Ich habe mir damals die Band auch in einer systemischen Aufstellung angeschaut (zu der Marion mich begleitet hat) weil ich einfach die Möglichkeit suchte die Dinge etwas "von oben bzw. aussen" zu betrachten und um aus meiner Betriebsblindheit herauszukommen.
Diese Erfahrung war sehr interessant und spannend und auch absurd-lustig - und die wichtigste Erkenntnis daraus war, dass das Ausscheiden von S. ungelöst wie ein Damokles-Schwert über der Band hing.
Wir waren sehr knapp davor als Band in dieser Form auseinanderzubrechen, es war keine sinnvolle Kommunikation (aus meiner Sicht) mehr möglich weil die Fronten zu verhärtet waren. Ich beharrte auf dem Standpunkt dass ich mit Georg über die Bandthematik nur mehr in Anwesenheit eines "Schiedsrichters" sprechen würde und daraus wurde der Vorschlag einer Mediation mit der ganzen Band (ich weiss nicht wer genau die Idee hatte). Georg zeigte massiven Widerstand dagegen ("Mediation ist Schwäche", "man kann ja über alles reden", O-Ton) stimmte aber im Endeffekt zu nachdem alle Anderen sich dafür aussprachen und sonst TKC in der Zeit sich in dieser Form wahrscheinlich aufgelöst hätte.
Die Mediation war aus meiner Sicht ok und gut, weil sie einen geschützten Rahmen bot um in ruhiger Atmosphäre unter anderem die Geschichte mit S. zu thematisieren. Was meinem Gefühl nach nicht passierte (ich hatte es auch nicht erwartet) war eine Annäherung auf einer menschlich-emotionalen Ebene zwische Georg und mir. Das war auch nicht verwunderlich weil ich in der Mediation Georg damit konfrontierte dass das Ausscheiden von S. für mich Mobbing war (mit der schon beschriebenen Unterstützung meinerseits) und das bedeutete naturgemäss einen starken Angriff auf ihn. Aber immerhin hat es die Bandstruktur in diesem Moment gerettet.
Ein paar Worte zu TKC als Band:
Wir waren im Kollektiv nach den vielen Jahren der stetigen Entwicklung eine denke ich wirklich verdammt gute Klezmer-Band. Eine die sich stilistisch immer mehr traute, die über die gewohnten Muster hinausging und ihre eigene "Sprache" formte. Wir haben viel und intensiv geprobt, wir haben uns relativ schnell darauf geeinigt OHNE Noten zu spielen (was ich sehr schätzte denn ich bin der Meinung dass man dann völlig anders miteinander Musizieren kann). Wir waren für mich keine Band die durch besondere solistische Leistungen Einzelner brillierte, sondern durch die Energie die wir als Kollektiv hatten. Ich sagte oft dass ich TKC in ihrer Qualität ohne zu Zögern neben jede Klezmer-Band der Welt stellen würde.
Wir haben auf vielen unterschiedlichen Bühnen gespielt, verschiedene Länder bereist - dass wir diese Möglichkeit hatten ist, und das sei hier an dieser Stelle gesagt, zu einem grossen Teil Georg zu verdanken. Er hat extrem viel Arbeit in die Vermittlung von TKC gesteckt, 1000e Mails geschrieben, verhandelt, gecheckt und alles was dazu gehört und er hat das wirklich grossartig gemacht und ich denke dafür ist ihm die ganze Band dankbar.
Es mag sein dass Georg sich auch aufgrund dieser von ihm geleisteten Arbeit und seines grossen Einsatzes für TKC als "Kopf" von TKC fühlte. Ich denke es kann leicht passieren dass sich die organisatorische und die künstlerisch-emotionale Ebene vermischen.
Das bringt naturgemäss Schwierigkeiten mit sich - das Gefühl dass es eine Art "Hierarchie der Instrumente in ihrer Wichtigkeit" gibt.
In dieser Hierarchie (für die manchmal klassisch ausgebildete MusikerInnen besonders anfällig sind) stehen die Melodieinstrumente ganz oben (in unserem Fall Klarinette/Akkordeon), die Harmonieinstrumente (Gitarre/Akkordeon) in der Mitte und die Rhythmusinstrumente (Gitarre/Bass/Schlagzeug) am Schluss.
In diesem Punkt zeigt sich wieder eine der Charakteristiken des Narzissten, die Selbsterhöhung oder auch Selbstüberschätzung.
Ich denke dass für Georg bei TKC die Klarinette, das Akkordeon und die Stimme auf einer gleichen Wichtigkeitsebene waren.
Der Bass hatte immer eine recht klare Definition als Harmonie- und Rhythmusinstrument (und Peter hat das auch sehr gut gemacht).
Gitarre hatte (glaube ich) für Georg eine sehr funktionale Aufgabe als harmonischer und rhythmischer Boden. Ich fand das sehr schade, denn gerade die E-Gitarre (die mit der Zeit die akustische ablöste) mit ihren vielen Klangmöglichkeiten bietet viel Raum dafür den Sound einer Band in vielfältiger Art und Weise zu gestalten. Ein Grundproblem dabei war sicher dass die E-Gitarre verstärkt werden muss und mit Verstärkung hatte Georg ein grundsätzliches Problem (dazu später mehr).
Schlagzeug stellt für ihn eine Funktion dar, ein rhythmisches Begleitinstrument, wird aber weniger als eigenständiges Instrument betrachtet.
Interessanterweise empfand sich auch Georg in Bezug auf die "Hierarchie" als zu wenig wahrgenommen (hier ein Zitat aus einer Maildiskussion in der Marion sich darüber beschwerte):
"Und zur Hierarchie: ich empfinde es oft (oder eigentlich fast immer) genau umgekehrt wie Bernie und Du, nämlich dass da eine Melodie sehr viel Rhythmus und „Begleitfiguren“ (ach immerzu nur einfach „geil“, wann ist Klarinette eigentlich einmal „geil“?) zu begleiten hat - soweit zur letztens fallen gelassenen „Klezmeretüde“ (ist das überhaupt wahrgenommen worden?), wie so oft empfinde ich mich als sehr überflüssig, und störend als Nicht-Rhythmiker, extrem schwierig zu schlucken für mich (kommt mir vor, als reduziert man ein Auto nur auf den Motor, wurscht was drumherum und sonst noch ist)… wird eigentlich die Klarinette wahrgenommen, sicherlich gehört, aber wahrgenommen von Euch? Oder gar einmal geschätzt? Der Satz - das hab ich jetzt gar nicht gehört in Bezug auf Klarinette ist schon viel, viel zu oft gefallen."
Diese Aussage zeugt von der inneren Not des Narzissten wenn er zu wenig Aufmerksamkeit und Bestätigung vom Aussen bekommt. Wenn seine Genialität und Einzigartigkeit nicht oder zu wenig erkannt wird. Dann wird er zum unverstandenen Opfer - daran erkennt man gut die Zerrissenheit dieser Persönlichkeitsstruktur.
So unterschiedlich können Wahrnehmungen innerhalb einer Band also sein.
Besonders zu spüren bekamen wir diese Schwierigkeiten wenn wir eine CD produzierten, speziell im Falle der letzten - "Klezmania". Die Schwierigkeit besonders bei dieser CD lag in den um Welten auseinanderliegenden unterschiedlichen Soundvorstellungen.
Dazu muss man sagen dass es meist so war dass wir die Aufnahmen in einem Studio machten und ich (der ich ja auch ein Studio habe) dann die Mischung und das Mastering übernahm. Ich war also für den Klang der einzelnen Instrumente und den Gesamtklang verantwortlich - mit anderen Worten "es lag in meiner Macht". Das Mixing von "Klezmania" war für mich (und Andere ebenso) eine wirkliche Herausforderung in puncto Gelassenheit weil sich herauskristallisierte dass ich Georg den Klang und die Position seiner Klarinette in unserer Musik einfach nicht recht machen konnte. Ich habe mich - im Bewusstsein um die Wichtigkeit seines Instruments und seine narzisstische Persönlichkeit - wirklich mit allem Know-How bemüht ihm den Platz und den Sound zu geben den er als Hauptmelodieinstrument verdient (ich tendiere dazu die Stimme/das Melodieinstrument ohnehin sehr in den Vordergrund zu stellen). Habe ihn immer wieder gebeten mir konkret seine Wünsche diesbezüglich mitzuteilen. Leider war ich anscheinend nicht in der Lage diese auch zu seiner Zufriedenheit umzusetzen.
Wir haben uns dann bei mir im Studio zusammengesetzt um endlich eine Situation zu schaffen wo alle denselben Sound hören und dadurch über dasselbe sprechen können. Ich habe damals ein- zugegeben gemeines - Experiment gemacht: Ich habe Georg gebeten mir anhand eines Stückes der CD seine Klangvorstellung der Klarinette zu vermitteln und ihn gebeten mich zu "lenken". Ich liess ihn dabei nicht auf den Monitor schauen und hab irgendwann die Veränderungen im Sound der Klarinette nur mehr scheinbar gemacht und bin zu dem Sound zurückgegangen den die Klarinette schon davor (also mit meiner ursprünglichen Mischung) hatte. Am Ende fragte ich ihn ob es jetzt für ihn besser sei und er bejahte. Ich wollte damit demonstrieren dass man etwas so hört wie man es hören möchte - sowohl in "positiver" als auch in "negativer" Weise. Im Übrigen passiert mir als relativ erfahrenen Studiotechniker das selbst auch immer wieder mal - es ist also keine Schande sondern sehr menschlich - die Wahrnehmung ist beeinflussbar.
Ich habe mich glaube ich noch nie so bemüht es bei einer CD-Produktion allen recht zu machen - vor allem Georg (weil ich einerseits wusste wie schwierig das ist und andererseits einfach auch aus Respekt ihm gegenüber), denn die Anderen waren mir gegenüber viel kooperativer und auch unkomplizierter. Ich fürchte es ist mir nicht gelungen.
Irgendwann kam der Moment die Produktion abzuschliessen und das Ergebnis ist auf der CD zu hören (übrigens für mich mit Abstand unsere beste und originellste). Um mich nicht nur auf mein Ohr zu verlassen habe ich damals 3 verschiedene sehr erfahrene Tontechniker darum gebeten den Sound anzuhören und mir Feedback zu geben. Sie fanden alle den Sound sehr gut und transparent, 2 sagten sie würden die Klarinette leiser machen denn sie sei ihrer Meinung nach zu sehr im Vordergrund (das habe ich gehört und NICHT befolgt). Georg sagte das sei eine CD die er ins Regal stellen aber nicht gern anhören würde - ich weiss leider bis heute nicht ob ihm der Klang inzwischen gefällt oder nicht.
Dieses Beispiel sagt viel über die Schwierigkeiten des Narzissten wenn er die Kontrolle abgeben muss und es dadurch jemand Anderen gibt der entscheidet. Und speziell in einer CD-Produktion liegt hier viel Konfliktpotenzial weil:
- Jede/r als KünstlerIn naturgemäss mit dem ganzen Herzen und Leidenschaft drinsteckt
- man naturgemäss dazu geneigt ist als erstes den Hörfokus auf das eigene Instrument zu richten (das ist meiner Wahrnehmung nach zu 90% der Fall) und es gar nicht so einfach ist die eigene Band "von aussen", also aus der Perspektive des Zuhörenden, zu betrachten (ich bezeichne das bei mir selbst gerne als "Betriebsblindheit").
> das resultiert natürlich vor allem auch daraus dass man selber den Sound der Band fast nie wirklich von aussen hört - man befindet sich ja auf einer Bühne, im Proberaum oder sonstwo und dadurch hat Jede/r ein unterschiedliches Hörbild.
Hier ging es meiner Wahrnehmung nach nicht um das Hören eines Gesamtklangs der sich aus 5 MusikerInnen zusammensetzt sondern um die extreme Fokussierung auf das eigene Instrument (in dem Fall die Klarinette). Ich habe Georgs Eigenwahrnehmung als Zentrum unserer Musik aus seiner Sicht wahrscheinlich nicht genügend geteilt, sondern die Band immer als Gesamtes betrachtet - denn das ist meine Aufgabe als Tontechniker der für den Sound Verantwortung trägt. Das mag für ihn wie eine Geringschätzung seiner Person, ihm als Künstler gegenüber erscheinen. Ich teile nicht seine Eigenwahrnehmung und bin dadurch in dem Fall eine "Bedrohung" weil ich ihn ja nicht als hörbar wichtigstes Instrument unserer Musik darstelle, sondern mich darum bemühe dass alle "gleichberechtigt" ihren Platz im Klangbild finden. Dass die Klarinette eine ganz wichtige Rolle spielt steht für mich ausser Frage, doch es gibt eine musikalische Struktur in der diese eingebunden ist und durch die sie getragen wird. Die sogar ohne Klarinette Musik ist (Sarkasmus on) - denn die "Band" ist ja nicht nur Begleitung des Solisten sondern per se ebenfalls eine künstlerische Ebene (Sarkasmus off).
Was auffällig an den CD-Produktionen, die wir im Lauf der Jahre machten, ist:
Wenn ich "allein" für die Bearbeitung zuständig war gab es die grössten Probleme. Bei der CD ("Meschugge") waren daran 2 Personen beteiligt: Paul Hochrainer, der auch die Aufnahmen machte, und ich als Vertreter der Band. Damals war die Diskussion um den Sound nicht so intensiv, obwohl Paul (der an den Reglern sass) sich zu 90% von mir lenken liess (er sagte ich würde den Sound am besten kennen und sei deshalb der "Hauptgestalter").
Man könnte also vermuten dass die starke Kritik bei anderen Produktionen evtl. doch mit meiner Person zusammenhing.
Das wiederum ist ein Merkmal des Narzissmus: Der Narzisst ist emotional abhängig von der Bestätigung seiner eigenen (sich selbst überhöhenden Sicht) im Aussen.
Ich habe diese Eigenwahrnehmung von Georg aus seiner Sicht wahrscheinlich nie in einem für ihn ausreichenden Mass bestätigt - für mich war er und sein Instrument immer ein sehr wichtiger und zentraler Teil der Band, jedoch nicht "mehr oder weniger wichtig" als die anderen Instrumente.
Ein anderes Beispiel der sich selbst überhöhenden Eigenwahrnehmung des Narzissten passierte ich glaube 2017. Damals spielten wir in Hallein ein Konzert mit der Ankündigung "The Klezmer Connection featuring Simone Klebel-Pergmann" (Marion war damals schon nicht mehr in der Band, wir hatten also keine fixe Sängerin).
Soweit so gut. Das Plakat allerdings bestand grafisch aus einem riesigen Bild von Georg, ein Portrait, die Klarinette spielend (bis zur Brust), über das der Text gelegt war.
Nicht zu finden war weder ein Bild von Simone (die ja immerhin unser special guest war) noch von TKC als Band - eben einfach nur Georg.
Ich war im Übrigen nicht der Einzige in der Band der dieses Bild beschämend fand (das wurde aber nicht kommuniziert).
Nach dem Konzert hatte ich Kontakt zur Veranstalterin und fragte sie bei dieser Gelegenheit wie denn die Plakatgestaltung zustandegekommen sei. Sie war etwas betreten (als ob ihr das selbst ein wenig unangenehm wäre, aber ich kann das nicht verifizieren, es war einfach mein Eindruck). Sie sagte es hätte laut Georgs Aussage kein anderes druckfähiges geeignetes Bildmaterial gegeben (was stimmt denn selbst wenn er kein geeignetes Material gehabt hätte - ich hätte es durchaus gehabt), er hätte ihr aber zugesagt dass er das mit der Band absprechen würde. Ob das gegenüber den Anderen passiert ist weiss ich nicht, mir gegenüber war es nicht so.
Hätte er es zum Thema gemacht dann hätte es zumindest die Möglichkeit gegeben eine konsensuale Entscheidung zu treffen.
Dieses Beispiel zeigt sehr deutlich die Selbstwahrnehmung des Narzissten: ER ist der Kopf, das Master-Mind, das Zentrum oder wie man es auch immer bezeichnen mag.
ER steht im Vordergrund (und das ist aus seiner Sicht ja auch völlig in Ordnung).
Ein weiteres Beispiel:
Wir sind darangegangen ein neues Programm zu erarbeiten. Das passierte bei TKC immer schrittweise und in mehreren Arrangements gleichzeitig. Wenn eine Nummer dann soweit war haben wir sie einfach in ein bestehendes Programm eingebaut, neben anderen (älteren) Stücken die mit jeden mal Spielen besser wurden.
Dann gab es ein Konzert im Ziegelstadel in Hallein, veranstaltet vom dortigen Kulturverein für welchen wir schon oft gespielt hatten. Georg war die Vermittlungsperson von TKC gegenüber dem Veranstalter. Es war für ihn sehr wichtig dass wir ein wirklich neues Programm in Hallein präsentieren da wir seiner Meinung nach das Altbekannte schon viel zu oft gespielt hätten und ihn schon Leute darauf angesprochen hätten - was ihm sehr unangenehm war. Dazu kann man stehen wie man will, da gibt es sehr unterschiedliche Ansätze (auch beim Publikum, das oft auch gerade wegen Stücken die es schon kennt, kommt und sich freut diese dann auch zu hören). In der Klassik ist es üblich immer wieder in relativ kurzen Abständen ein neues Programm zu erarbeiten (was evtl. auch manchmal einfacher ist, da es sich ja um ausnotierte Stücke handelt und nicht so sehr um "work in progress" wie bei TKC). Georg hat - sicherlich auch aus der eher schlechten Bandatmosphäre damals heraus - mit sehr harschen Worten seinem Wunsch Ausdruck verliehen. Marion hat später dann Folgendes darüber geschrieben:
"Und da muss ich Dich jetzt persönlich angreifen, Georg, denn wie Du uns vor Hallein "niedergebügelt" und kritisiert hast, war unter jeder Kritik und Würde! SO einen Umgang mit seinen Mitmusikern/Mitmenschen hab ich ehrlich noch nie erlebt! Und wir haben uns das auch noch gefallen lassen! Unglaublich! "
Es gab damals 3 unterschiedliche Reaktionen der Band auf Georgs Wunsch:
- Hubert sagte er würde eine Mischung aus neuen Kompositonen und einem "best of" machen
- Peter und Marion sagten dieses Ziel würde sie überfordern
- ich sagte "schauen wir mal was wir schaffen und das was dann fürs Konzert bühnenreif ist machen wir und wenn das zu wenig ist geben wir halt alte Sachen ins Programm"
Georg bot als Alternative an dass er das Konzert ja auch absagen könne (was natürlich niemand wollte). Das Ergebnis war in meiner Erinnerung ein Programm das bis auf 2 Ausnahmen aus neuen Stücken bestand von denen manche gut und manche weniger gut gingen. Mir persönlich hats keinen Spass gemacht weil wir uns extrem konzentrieren mussten und dadurch meine Spielfreude etwas gelitten hat. Georg fand es sehr gut und war glücklich damit.
Was möchte ich mit dieser exemplarischen Geschichte sagen?
Dass sich die Welt des Narzissten zu 99% um sich selbst dreht und es für ihn schwierig ist die Gefühle und Bedürfnisse der Umwelt/seiner Mitmenschen wahrzunehmen und mit diesen empatisch bzw. im Sinne von Konsens umzugehen. Es ist für den Narzissten schwer bis unmöglich sich empatisch in andere einzufühlen.
Der Ausstieg von Marion:
Ich möchte zuerst zur Person Marions etwas sagen. M. ist keine Berufsmusikerin, sie hat weder Gitarre noch Gesang studiert - sie ist eine Herz- und Gefühslmusikerin (das kann man natürlich auch sein wenn man studiert hat, darin liegt kein Widerspruch). Eine die eine hohe Fähigkeit hat sich in ein Klangbild, eine Band zu integrieren und sie mitzutragen - also sozusagen eine "Basismusikerin". Sie hat sich in den vielen Jahren die ich ja intensiv miterleben diurfte unglaublich entwickelt, sowohl musikalisch als auch menschlich. Sie war offen für Experimente, ist im Lauf der Zeit immer mehr auf E-Gitarre umgestiegen und hat dadurch den Sound von TKC für mich mehr als alle anderen geprägt. Als Sängerin war sie souverän und zugleich bescheiden, ich hatte nie den Eindruck dass sie sich in den Vordergrund drängt. Sie ist rhythmisch unglaublich gut, was uns (mit Peter am Bass zusammen) zu einer sehr kompakten und starken Rhythmusgruppe machte.
M. war, auch durch unsere tiefe Freundschaft, für mich ein sehr starker Halt in TKC - natürlich musikalisch denn unsere Instrumente Gitarre und Schlagzeug hängen ja eng zusammen, aber auch menschlich, im Gruppengefühl.
M. hatte in diesen 15 Jahren bis zu ihrem Ausstieg immer wieder massive Probleme mit Georg. Sie konnte mit seiner Art schwer umgehen, sie ist ein Mensch der sehr emotional ist und auch emotional reagiert, sie besitzt in Konfliktsituationen manchmal nicht genügend "Coolness" um gelassen zu bleiben. Sie ist eher vorsichtig in ihrer Argumentation, denkt und hinterfragt viel bevor sie sich äussert. Sie konnte - wie ich auch - nur schwer mit der subtil aggressiven Art von Georgs Kommunikationsstil in Konflikten umgehen. Es hat sie der immer wieder aufflammende Konflikt zwische ihm und mir sehr belastet und sie sagte mir das auch oft. Ich habe selbst sicher meinen Teil dazu beigetragen dass das so war weil ich den "Machtkampf" immer wieder selbst mitgespielt habe, selbst wenn es "friedlichere"bzw. "diplomatischere" Wege gegeben hätte. Wir haben viele Stunden damit zugebracht über diese Thematik und die Schwierigkeiten von TKC zu reden. Öfters war sie davor aus der Band auszusteigen (schon Jahre bevor sie es dann wirklich tat). Sie sagt selber dass sie es vor allem wegen mir, unserer Freundschaft und künstlerischen Zusammenarbeit, nicht getan hat.
Dass sie sich irgendwann doch zu diesem Schritt (der nicht nur Gründe der Gruppendynamik hatte sondern auch ganz persönliche) entschlossen hat kann/konnte ich sehr gut verstehen und sie war darin auch mir gegenüber im persönlichen Gespräch ganz klar. Dagegen gab es leider nichts mehr "einzuwenden" von meiner Seite.
In ihrem Abschiedsmail war Marion sehr diplomatisch und schonend und liess die menschlichen Gründe aussen vor. Sie führte eher Motivationsmangel an (was auch ein wichtiger Grund war).
Was für mich spannend war war die Reaktion Georgs:
"Liebe Marion, liebe Kollegen,
ich möchte jetzt kein ellenlanges Mail schreiben, ich respektiere Deine Entscheidung, Marion, so leid es mir tut, ich kann es aber gut nachempfinden, weil es mir ähnlich geht, ähnliche Schlüsse, ähnliche Gefühle der Befreiung, ich bin um vieles müder geworden… trotzdem möchte ich mich zu Wort melden, nachdem ich (lange) auf eine Reaktion von Euch, Bernie, Hubert und Peter gewartet habe..."
Diese Worte zeigen recht gut wie ein Narzisst empfindet. Nach (immerhin) einem Satz des Bedauerns sofort die Fokussierung auf die eigene Person - in dem Fall die Opferhaltung dessen der so viel für die Band getan hat (was auch stimmt, nur vermischt Georg die "organisatorische" mit der "emotionalen" Ebene).
Vielleicht wäre es angebrachter in so einem Moment mal einfach (empatisch) auf den Anderen einzugehen, evtl. nachzufragen, zu fragen ob es irgendeine Form von Perspektive gibt. Oder im Gespräch einfach mal nur "zuzuhören" (und nichts dazu zu sagen/zu kommentieren).
Ich selbst habe meine Reaktion damals übrigens nur mit Marion persönlich geteilt.
Die Auswirkung von Marions Abschied:
Dieser hat die "Balance" in der Band grundlegend verändert (was für mich vorher klar abzusehen war). Es gab bis dahin 2 starke Achsen:
- Georg und Hubert
- Marion und Bernie
Peter war emotional eher bei M. und mir, hat sich jedoch nie getraut mit Georg in Konflikt zu gehen - selbst dann wenn er etwas nicht verstehen konnte oder etwas nicht gut fand oder auch (in meiner Wahrnehmung) in abwertender Weise behandelt wurde.
Die beiden "Achsen" hatten einerseits persönliche Gründe. Hubert und Georg können gut miteinander bzw. Hubert besitzt die Coolness mit Georgs Art umzugehen und sie sind auch Kollegen am Musikum und haben dadurch viel miteinander zu tun. Musikalisch waren die beiden naturgemäss die Hauptmelodiker bei TKC.
Auch die Achse Marion-Bernie hatte starke perönliche Gründe weil wir im Lauf der Jahre eine so tiefe Freundschaft entwickelt haben die bis heute andauert.
Und natürlich bildeten wir mit Peter die Rhythmusabteilung bei TKC (die ja im Klezmer eine doch recht wichtige Rolle spielt).
Dass Marion aus der Gruppe ging hat die Achse zwischen uns naturgemäss nicht nur geschwächt - es gab sie dann gar nicht mehr. Das wirkte sich (davon später) direkt auf die weitere Entwicklung der Band aus.
Nach den letzten Konzerten die zu dieser Zeit noch ausgemacht waren und die sie auch noch mitspielte gab es erstmal eine "Nachdenkpause". Dann trafen wir uns um über die Zukunft zu sprechen.
Die "Gesprächsrunde" über die Zukunft:
Wir setzten uns (Georg, Hubert, Peter, Bernie) also zusammen und jeder legte seine Wunschperspektive/Gedanken/Visionen dar.
Peter tat es sehr leid dass Marion gegangen war und er sagte er wünsche sich eine Sängerin. Darüber sprachen wir kurz - das Ergebnis damals war kein konkretes weil uns in dem Moment niemand einfiel der/die Marion irgendwie "ersetzen" könnte.
Hubert sagte er sei noch unentschlossen und hätte grade keine bestimmte Vision.
Ich sagte ich würde keinesfalls eine Sängerin suchen weil Marion ohnehin nicht ersetzbar sei und weil mir in Salzburg niemand wirklich Passender einfielei. Dafür würde ich in eine radikal andere Richtung gehen: Die Melodieinstrumente verstärken - einen, besser zwei Blechbläser dazu nehmen, also sozusagen in Richtung einer Blaskapelle gehen, Harmonie zum Teil mit den Bläsern im Satz abdecken und natürlich hautsächlich mit Hubert am Akkordeon. Das alles getragen von einem starken Schlagzeug oder auch Bouzoukioder auch Percussion - wenn es passen würde.. Das ganze Spektrum an dynamischen Möglichkeiten ausnutzen sozusagen.
Über meinen Vorschlag haben wir in meiner Erinnerung kaum geredet - ausser dass es Bedenken wegen der höheren Anzahl der Personen gab.
Georg hatte folgende Vision:
Er möchte nur mehr akustisch - bedeutet "unplugged" spielen. An mich gewandt sagte er, er wünschte sich dass ich Percussion und Gitarre spielen würde.
Was bedeutete das im Klartext?
Seit vielen Jahren (konkret seit Hubert am Akkordeon zur TKC gekommen ist) spiele ich Schlagzeug in der Band. Bis auf die erste sind alle CD's die wir aufgenommen haben mit Drums. Ich habe mich in diesen Jahren mit der Band gemeinsam als Klezmerdrummer entwickelt.
Ich sollte an dieser Stelle die Bedeutung die das Schlagzeug im Klezmer für mich hat darlegen. Percussion im Klezmer finde ich zum grössten Teil im Grunde langweilig - weil Klezmer, so wie ich diese Musik betrachte, einfach zu einem guten Teil eine stark rhythmische, tänzerische und durchaus (nach meinem Geschmack) "wilde" Energie besitzt. Diese bringt man mit Percussion für mich nicht adäquat zum Ausdruck, dafür eignet sich das Schlagzeug einfach viel besser - von seiner Klangenergie her. Das sage ich obwohl ich hauptberuflich Percussionist bin und die Percussion-Instrumente für mich viel mehr "Klangästhetik" besitzen - ein Schlagzeug klingt, nüchtern betrachtet, nicht besonders schön - aber: Es hat genau die Power die ich im Klezmer so liebe.
Percussion (und ich habe immer wieder mal Rahmentrommel gespielt bei ruhigeren Stücken weil es da einfach sehr gut passte, ich bin also kein prinzipieller Gegner davon) ist manchmal sehr schön aber als Hauptrhythmusinstrument für mich wenig geeignet.
Das eigentlich Problem Georgs war seit langer Zeit unsere Lautstärke, und die lag naturgemäss an unserer Instrumentierung und an der Notwendigkeit dass diese bei Konzerten Verstärkung brauchte. Was ja allein schon wegen der Stimme logisch war - denn sonst wäre diese auf einer durchschnittlichen Bühne schlicht nicht zu hören gewesen (so wie auch der Bass und ebenfalls das Akkordeon in ausreichendem Mass). Das Schlagzeug war durch seine höhere Lautstärke an sich natürlich ein zusätzlicher Grund für die Notwendigkeit der Verstärkung.
Interessanterweise habe ich in all den Jahren nach unseren Konzerten immer wieder eine sehr positive Kritik bekommen (Ironie on): Die Leute sagten dass sie selten oder noch nie einen so sensiblen, dynamisch feinen Schlagzeuger gesehen hätten der so fein spielen kann (Ironie off).
Für Georg jedoch war die Verstärkung ein Grundproblem. Er ist von seinem Hintergrund und von seiner Ausrichtung/Art ein eher "klassisch" geprägter Musiker (keine Wertung!). Nun haben klassische Musiker naturgemäss ein über viele Jahre gewachsenes Hörbild welches rein akustisch ist (im Besonderen Orchestermusiker). Oft können sie nur schwer mit dem Klang von Verstärkern umgehen (weil die Verstärkung den Naturklang der Instrumente ja doch mehr oder weniger beeinflusst und auch verändert), manchmal stellen sie sich prinzipiell dagegen und entwickeln erheblichen Widerstand gegen diese. Georg ist ein typisches Beispiel dafür. Er wollte meist prinzipiell keinen Monitor für sich auf der Bühne weil es ihm erstens zu laut war und er scheinbar jeglichen Monitorsound seiner Klarinette nicht gut fand oder ausreichend gut oder was auch immer - man könnte mutmassen dass er es vielleicht nicht gut finden WOLLTE. Andererseits beschwerte er sich oft dass er sich selbst zu wenig hören würde. Also eine Haltung die keinen Lösungansatz beinhaltet.
Hier eine Beschreibung von Georg im O-Ton fürs bessere Verständnis:
"...Du weisst, dass es das Gesamtvolumen ist, das ich kritisiere, ich hab in 99 % der Fälle keine Monitorbox, weil ich immer bemüht bin, die Gesamtlautstärke unten zu halten, weil es mir oft für die doch immer wieder zu kleinen Räumlichkeiten, in denen wir auftreten, einfach schlicht weg zu laut ist (darum wollte ich auch vorsichtig anklingen lassen bei unserem neuen Programm, das Schlagzeug vorsichtig einzusetzen, Stichwort Kammermusik - ist wieder mal so was von absolut überhaupt nicht angekommen…), so wie letztes Mal beim Konzert hab ich kein bisschen gejammert ohne Mikroverstärkung, obwohl ich mir die Seele aus dem Leib geblasen hab, nur um den Frieden aufrecht zu erhalten, auch ich hätte gerne eine ordentliche Verstärkung und eine Monitorbox, aus der ich mich gut höre, aber im Sinne des Gesamten verzichte ich einfach darauf."
Wir haben die rein "akustische Variante" in 2 Proben nach dieser Diskussion ausprobiert.
Diese beiden Proben waren für alle recht frustrierend weil es kein Aufeinander - Zugehen gab, keine Haltung die nach Möglichkeiten und Wegen gesucht hätte. Es wurde in meiner Erinnerung die meiste Zeit darauf verwendet klarzumachen, dass das Schlagzeug viel zu laut, "schneidend", "durchdringend" war und doch bitte etwas reduziert (auch abgeklebt) werden sollte - was für mich als Schlagzeuger natürlich wie die Reduzierung auf eine rein funktionale Ebene war. Georg war frustriert weil er gesehen hat dass die akustische Variante mit dem Drumset nicht wirklich funktioniert. Peter am Bass hat gelitten weil er natürlich keine Chance mehr hatte sich und auch die Anderen so wahrzunehmen als dass er sinnvoll Musik machen hätte können. Nichtsdestotrotz haben wir uns noch einmal zusammengesetzt um darüber zu reden, Peter hat sich sehr dafür eingesetzt dass wir es weiter probieren um vielleicht doch einen Weg zusammen zu finden. Das wurde leider von Georg abgelehnt mit der Begründung "was soll in der nächsten Probe anders sein als in der letzten?"
Ich habe mich danach noch eine zeitlang sehr bemüht technische Lösungsvarianten darzustellen die meiner Meinung nach einen Kompromiss bedeutet hätten. Leider trugen diese Bemühungen keine Früchte.
Die Zeit danach - der Konflikt um S.
Es gab ein schon ausgemachtes Konzert in Kroatien oder Slowenien bei dem es gewünscht war dass wir eine Sängerin mithätten. Georg schlug damals S. (also unsere erste Sängerin die dann aus der Band gemobbt wurde) vor. Mir hat es damals zwar aufgrund der Geschichte ein bisschen den Atem verschlagen aber ich habe zugestimmt das als "Projekt" auszuprobieren. Das Programm bestand aus den Liedern die S. sonst mit anderen Musikern spielt und zu denen wir ein Arrangement bastelten, erweitert durch alte Instrumental-TKC-Kompositionen (also ohne Gesang). Das hat soweit ganz gut funktioniert, war aber für mich nicht der zukünftige Weg der Band weil S. ja IHRE Sachen mitgebracht hatte und die sind in einer anderen musikalischen Kategorie beheimatet die mit "Klezmer" im eigentlichen Sinn wenig zu tun hat. Es war also für mich keine Lösung in Bezug auf die ursprüngliche Besetzung.
Nach einem dieser Konzerte druckste Georg beim Frühstück im Hotel herum und machte Andeutungen/Fragen ob wir S. fragen sollten ob sie als Sängerin mit uns weiter arbeiten möchte. Ich war ziemlich perplex weil das mir gegenüber bzw. in der Band nie als ernsthaftes Thema kommuniziert worden war, hatte aber in diesem Moment keine Möglichkeit mehr darauf wirklich etwas zu sagen weil S. an den Tisch kam und das Gespräch damit für diesen Moment unterbrochen wurde. Auf der Heimfahrt im Auto fragte dann Georg S. sozusagen ganz offiziell ob sie als Sängerin bei TKC mitmachen wolle. Sie freute sich wahnsinnig weil sie es als denke ich grosse Anerkennung als Sängerin empfand und sagte sie würde das sehr gerne machen. Peter war auch dafür, Hubert ebenso. Dann kam die Reihe an mich und ich war innerlich total sauer weil ich das als total übergriffig empfand ohne mit allen Bandmitgleidern vorher sich auszutauschen einfach jemanden zu fragen (und es ist wichtig zu sagen dass es dabei NICHT um S. als Person geht - das wäre auch bei jeder anderen Sängerin so gewesen). Ich sagte dann dass ich es wichtig fände dass wir uns zuerst einmal zu viert als Band zusammensetzen und darüber reden sollten. Mit dieser Haltung war ich von einem Moment auf den anderen in einem sehr tiefen Konflikt mit S.
Diesen Konflikt möchte ich hier aus Respekt ihr gegenüber nicht darstellen weil dieser vor allem die Freundschaft zwischen ihr und mir betrifft. Nur soviel - es war für mich ein empfindlicher Bruch bzw. eine ziemliche Verletzung in unserer so langen und tiefen Freundschaft (ob es das auch für S. war weiss ich nicht) und es beschäftigt mich manchmal bis heute, ich denke aber ich/wir haben gelernt damit ganz gut umzugehen.
Der derzeitige Stand
Georg war immer der organisatorische Motor der Band und ich denke das ist er auch nach wie vor. Er hat mich (nach den schon ausgemachten Konzerten) nie mehr um meine Teilnahme gefragt. Er hat mit Hubert das "Duo Winkler-Kellerer" begründet und macht viel Sachen für diese Besetzung aus. Ich denke das ist für ihn musikalisch gut und sinnvoll und in diesem Programm spielt Klezmer auch nur eine eher kleine Rolle. Wenn ein Veranstalter Klezmer möchte dann holt er Peter am Bass dazu. Das ist natürlich grundsätzlich absolut legitim. Was für mich nicht in Ordnung war/ist: Immer wieder ist der Bandname "Klezmer Connection" für diese 3er-Besetzung aufgetaucht und ich wurde oft darauf angesprochen. Dazu muss festgestellt werden dass es
- nie mehr ein Gespräch in der Band darüber gab wie es nun wirklich weitergehen sollte
- ich mich niemals offiziell von mir her aus der Band zurückgezogen habe
- es nie einen Beschluss von Peter, Hubert, Georg gab mich aus der Band auszuschliessen (zumindest wurde das nie mir gegenüber so kommuniziert)
Das was unterm Strich dabei herausgekommen ist nennt man Mobbing. Ich wurde einfach fallengelassen, nicht mehr in einen kommunikativen Prozess miteingebunden und somit aus der Band hinausbefördert. Es ist auch wichtig festzustellen, dass ich das nicht allein nur Georg anzulaste sondern auch Peter und Hubert, die sich (zumindest nicht in meiner Gegenwart) nie gegen diese Entwicklung ausgesprochen bzw. sich wirklich lösungsorientiertin Bezug auf meine Person eingesetzt haben. Genauso wie Marion und ich vor 20 Jahren, als S. aus der Band gemobbt wurde.
Ich habe öfters in schriftlicher Form darum gebeten dass man doch den Namen ändern möge, da "The Klemzmer Connection" doch aus 4 Personen bestünde. Georg reagiert meist auf solche Mails gar nicht mehr (es war ja auch nicht mehr wichtig da ich ja scheinbar nicht mehr gewollt war) - was uns wiederum zur Strategie von Menschen mit narzisstischer Persönlichkeitsstruktur hinführt: Er negiert mich, blendet solche Dinge einfach aus. Es passt nicht in sein Weltbild.
Die Thematik mit dem Namen TKC gab es im Lauf der Jahre immer wieder mal wenn Georg, Hubert und Peter zu dritt spielten und das irgendwo als "The Klezmer Connection" angekündigt wurde. Ich kann mich an keinen Moment erinnern in dem Georg gesagt hätte dass ihm das leid tue - er hat es immer auf andere geschoben - die Zeitung hat das falsch geschrieben, der Veranstalter sei verantwortlich etc.
Das ist wiederum eine sehr typische Symptomatik der narzisstischen Persönlichkeit: Man ist selbst NIE schuld weil ja unfehlbar, es gibt immer einen Schuldigen im Aussen.
Nach längerer Zeit hat (Satire on) Hubert sich dann doch endlich meiner Not angenommen und mir in einem Mail erklärt dass die Band ja den Namen geändert hätte und jetzt nicht mehr "The Klezmer Connection" sondern "Klezmer Connection" heisst. Und das sei doch eh gerade AUS RESPEKT MIR GEGENÜBER (meinm Wunsch nach einer Namensänderung) passiert!!! (Satire off).
Über diese kleine Anekdote kann sich Jede/r seine/ihre Meinung bilden.
Gedanken und Schlüsse aus der TKC-Geschichte:
Ich möchte ganz bewusst zuerst das "Positive" sehen. TKC war eine für mich ganz wichtige Band auf meinem künstlerischen Weg und ich bin dankbar dass es diese wirklich grossartige Band gab, wir haben viel erlebt, uns entwickelt, sind gewachsen als Band und auch als einzelne Musiker. Ich danke Georg dafür dass er immer so unendlich viel Energie investiert hat um uns auf die Bühne zu bringen. Dadurch sind wir weit herumgekommen, haben viel gesehen, Städte kennengelernt. Hatten auch viel Spass und die friedlichen Zeiten überwiegen auch in ihrem Anteil.
Ich sehe dass ich selbst starke narzisstische Anteile in meiner Persönlichkeit habe und ein durchaus stolzer Mensch bin, zugleich ein sogenanntes Alpha-Tier. Ich bin stark in Bands, nehme viel Raum ein, habe viele Ideen und argumentiere diese auch - weil es mir um die Kunst geht - und ja, ich bin oft sehr dominant darin und nehme Anderen dadurch Raum. Auf diesen Punkt gilt es für mich auch im Besonderen zu achten: Nie die Sicht auf das Miteinander und die Empatie zu verlieren.
Ich habe gelernt, viel genauer auf gruppendynamische Prozesse zu achten. Diese sind in jeder kunstschaffenden Gruppe völlig normal und oft auch heftig. Es gibt jedoch für mich inzwischen sehr wichtige "Parameter" in solchen Dynamiken:
- Empatie, selbst wenn das manchmal schwer ist. Versuchen die Dinge aus der Perspektive des Anderen zu sehen und zu empfinden
- eine respektvolle Kommunikation. Selbst wenn fachlich richtig heftig diskutiert wird ist es wichtig nicht auf einer emotionalen Ebene zerstörerisch zu agieren
- Es gibt in der Musik fast immer mehrere Möglichkeiten die gut sind - ideal ist es einen Kompromiss/eine Ergänzung von unterschiedlichen Vorstellungen zu finden
Mir ist zudem klar geworden dass ich selbst schon mindestens 3x in anderen Projekten Musiker aus Bands gedrängt/gemobbt habe - immer mit "musikalisch fundierten Argumenten", die auf der einen Seite absolut berechtigt waren, auf der anderen Seite aber genauso narzisstische Machtspiele meinerseits, die mir natürlich überhaupt nicht bewusst waren, so wie es Georg bis heute denke ich nicht bewusst ist wie er agiert.
Auch ist mir klar geworden dass ich oft nicht imstande war bzw. vielleicht zu wenig versucht habe, Georg in seinem Wesen zu verstehen, da wir so grundverschieden sind und ich viel zu sehr involviert auf der emotionalen Ebene. Nicht in meiner Mitte und gelassen bleiben konnte. Er hat Anteile in mir getriggert die auch meine Themen sind.
Ich habe viel darüber nachgedacht warum es so wichtig ist diese Geschichte aufzuschreiben. Ob es nicht einfach eine Racheaktion aus meiner Kränkung heraus ist die es ja durchaus gibt. Ob nicht einfach ein weiterer Machtkampf, nachdem mich Georg ja aus der Band gemobbt hat und ich das nicht verhindern konnte. Ob ich Gefangener meines eigenen Stolzes bin.
Ob es nicht viel "reifer" und "reflektierter" wäre - das berühmte Loslassen. Wenn man wirklich über etwas steht dann kann man solche Prozesse auch einfach auf sich beruhen lassen.
Ich kann nicht dafür garantieren dass die Rachegefühle, der Stolz, die Kränkung nicht ein Teil der Motivation sind - ich gestehe mir das auch zu denn ich bin ein Mensch und TKC in der Form gibt es ja nicht mehr.
Der wichtigste Grund aber ist: Ich lasse mit mir nicht einfach in dieser Art und Weise umgehen. Ich kann zumindest die Geschichte erzählen und wenn sie jemand lesen möchte tut mir das gut. Ich wünsche mir definitiv nicht dass Georg sie liest denn ich glaube nicht dass er sie verstehen kann - könnte er das, wäre sie anders verlaufen.
Es geht auch nicht darum dass es mir musikalisch leid tut nicht mehr Teil der Band zu sein. Das würde nicht passen und ich würde aus künstlerischer Perspektive auch nicht mehr mit TKC musizieren wollen. Es geht rein um die menschliche Ebene in der Geschichte, um den Umgang.
Ich wünsche "Klezmer Connection" einen guten weiteren Weg.